Diesel: Viel Staub und wenig dahinter?   
31/03/2005 00:02

Unter den Politikern ist plötzliche und hektische Betriebsamkeit ausgebrochen: dafür sorgen die in den letzten Tagen in Stuttgart und München bereits für das Jahr 2005 überschrittenen EU-Richtwerte für Feinstäube. Da werden Fahrverbote und höhere Steuern für Fahrzeuge ohne Partikelfilter gefordert ohne Rücksicht auf die um sich greifende Verunsicherung bei den Autofahrern, die auf das Auto angewiesen sind, um die in der Arbeitswelt geforderte Mobilität und Flexibilität erbringen zu können. Vor allem tut man in der Politik so, als wüsste man erst seit den letzten Tagen, dass es diese EU-Richtwerte für Feinstäube gibt, und wälzt bequem alle Verantwortung für das Verschlafen rechtzeitiger Maßnahmen auf die böse Automobilindustrie ab, die einfach nicht in der Lage ist, mit vernünftigen Maßnahmen zu reagieren. Umso unvernünftigere Vorschläge tönen dafür derzeit aus den diversen politischen Lagern. Das einzige, was sie bewirken, ist eine erneute Kaufzurückhaltung bei den Autofahrern, die ihre in die Jahre gekommenen Fahrzeuge so langsam ersetzen müssen. Bei der derzeitigen Diskussionslage ist jedoch noch nicht absehbar, welchen Weg Politik und Autobranche einschlagen werden, um das Problem des Feinstaubs in den Griff zu bekommen. Also werden potentielle Käufer sich erst einmal noch eine Weile zurückhalten und ihre Kaufentscheidung aufschieben. Um das prognostizieren zu können, muß man wahrlich kein Hellseher sein. Dennoch ist es wohltuend, wenn ein Automobilmarkt-Experte wie Professor Ferdinand Dudenhöffer, Geschäftsführer der B&D-Forecast GmbH, zu dem gleichen Ergebnis kommt, wie z.B. das Fachmagazin Absatzwirtschaft in seinen Online-News vom 30. März schreibt. Dudenhöffer geht davon aus, dass Automobil-Hersteller wie z.B. VW, Audi und BMW, die Russpartikelfilter nur vereinzelt anbieten können, das in rückläufigen Absatzzahlen und Marktanteilen empfindlich zu spüren bekommen werden. Lediglich Mercedes habe ein gutes Filter-Angebot. Erschwerend kommt hinzu, dass die Zulieferindustrie für Russpartikelfilter bereits Lieferengpässe angekündigt hat, sollte es jetzt zu einer vermehrten Nachfrage nach Filteranlagen kommen.

Bei all der derzeitigen Hysterie ist es wünschenswert, wenn die Worte des ADAC-Vizepräsident Erhard Oehm breites Gehör finden würden, der vor „politischem Aktionismus“ warnt. In der Wirtschaftswoche 14/2005 gibt er zu bedenken, daß die Luft in den Großstädten in den vergangenen Jahren ja nicht schlechter, sondern im Gegenteil besser geworden sei. „Die neuen EU-Grenzwerte können in vielen Städten nicht eingehalten werden, obwohl die Luft in den Städten in der Vergangenheit immer besser geworden ist, auch hinsichtlich Feinstaub“, sagte Oehm der WirtschaftsWoche. Deshalb seien jetzt „Maßnahmen mit Augenmaß“ gefordert, wobei nicht der Pkw im Mittelpunkt stehen sollte. Oehm: „Der Pkw ist dabei keineswegs das Hauptproblem. Lkw, Lieferfahrzeuge, Industrie, Heizungen und sogar natürliche Quellen bis hin zu Saharastaub tragen zu den hohen Messwerten bei.“ Im Verkehr könne man vor allem mit „Maßnahmen für besseren Verkehrsfluss Erfolge erzielen, zum Beispiel der Grünen Welle“. Zudem erneuerte Oehm die Forderung nach einer steuerlichen Förderung des Partikelfilters, „um deren Durchsetzung zu beschleunigen“.

So steht zu hoffen, dass die derzeitige „Panikmache“ ein rasches Ende nimmt und einer vernünftigen Diskussion, noch besser, einem vernünftigem Handeln von Politik und Industrie weicht, denn nur mit Diskutieren wird das nicht wegzuleugnende Problem der Feinstäube nicht gelöst.