VW räumt Fehler in der Golf-Preispolitik ein   
28/07/2004 18:08

„Die Hauptkritik richtet sich nicht gegen den Preis des Autos in seiner Grundausstattung, sondern gegen den Preis inklusive verschiedener Sonderausstattungen. Da haben wir Fehler gemacht, das werden wir ändern", sagte Pischetsrieder in einem Interview mit der Zeitschrift "Der Spiegel". Im September wird die Sonderaktion, bei der alle Golf-Modelle seit Februar kostenlos mit einer Klimaanlage im Wert von 1225 Euro ausgestattet werden, auslaufen. Danach werde VW den Kunden "neue Ausstattungspakete anbieten", sagte der VW-Chef. VW hatte jüngst sein Absatzziel für den neuen Golf in diesem Jahr von 600 000.Stück bekräftigt. In den neun Monaten seit Markteinführung seien 300.000 neue Golf verkauft worden.

Pischetsrieder kommt damit der Forderung des Verbandes der Volkswagen- und Audihändler entgegen, die eine neue Verkaufshilfe für den Golf nach Beendigung der Gratis-Klimaanlagenaktion fordern. „Die Klimaanlagen-Aktion muß, wenn sie beendet wird, durch eine wirtschaftlich vergleichbare Aktion kompensiert werden", sagte der Geschäftsführer des VW-/Audi-Händlerverbandes, Michael Lamlé, in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur in Hannover. Der Golf V habe sich mit der Gratisklimaanlage "seinen Markt gemacht". Die Golf-Zahlen lägen zwar unter den Erwartungen, aber "durchaus erfreulich".

Die Stimmung unter den Händlern sei "nach wie vor sehr gedrückt. Der Neuwagenabsatz im Markt ist sehr schwierig." Lamlé sagte, der Handel hielte es für "absolut nicht vertretbar", wenn VW sich von Konkurrenten anstecken ließe und versuche, alleine über niedrigere Preise mehr Autos zu verkaufen. "Wir wollen preiswerte Einstiegsmodelle und Mehrausstattungen, aber keine Preisschlachten. Dabei zahlt letztlich der Kunde spätestens beim Verkauf seines Gebrauchten drauf."

Wegen der angespannten Lage im Volkswagen-Konzern und wegen der anhaltenden Autoflaute hat Europas größter Autohersteller seine Gewinnprognose für 2004 am Freitag deutlich gesenkt und rechnet nur noch mit einem operativen Ergebnis vor Sondereinflüssen von 1,9 Milliarden Euro, statt ursprünglich mehr als 2,5 Milliarden Euro. Im Rahmen des Sparprogramms bei VW sollen weltweit 5000 Arbeitsplätze abgebaut und binnen zwei Jahren zusätzlich zwei Milliarden Euro eingespart werden. Insgesamt will VW bis Ende 2005 vier Milliarden Euro einsparen. Auch das Ausland bereitet Pischetsrieder Sorgen, allen voran der US-amerikanische Markt. Auf dem wichtigsten ausländischen Absatzmarkt Vereinigte Staaten fuhr VW in den ersten sechs Monaten einen Verlust von 503 Millionen Euro ein, nach einem Gewinn von 59 Millionen Euro noch ein Jahr zuvor. Um die Verluste im Nordamerika-Geschäft zu verringern, werde die Produktion des VW Jetta komplett nach Mexiko verlagert, so Pischetsrieder. Von 2005 an würden dort jährlich bis zu 150 000 Fahrzeuge zusätzlich gefertigt. Bei den derzeitigen Wechselkursen werde es allerdings sehr schwierig werden, 2005 in den Vereinigten Staaten die Gewinnschwelle zu erreichen.

Trotz des Sparprogramms will der VW-Chef an wichtigen Projekten festhalten. Der "C1" werde gebaut, sagte Pischetsrieder. In Medienberichten hatte es zuletzt geheißen, daß als Konsequenz aus der abermals verschlechterten Ertragslage der Vorstand die Pläne für den Bau des "C1" vorerst auf Eis gelegt habe. Mit dem Modell, das 2007 in Serie gehen sollte, will VW die Lücke zwischen Passat und Phaeton schließen. Vor der Veröffentlichung der Halbjahresbilanz am Freitag war spekuliert worden, dass das Projekt dem Sparzwang zum Opfer fallen könnte. In den Halbjahreszahlen hatte VW einen deutlichen Gewinneinbruch vermeldet. Der Konzern konnte sich nur mit großen Sparanstrengungen in den schwarzen Zahlen halten.