Krise bei Volkswagen? VW sagt ‚Nein’   
14/07/2004 22:40

VW steckt in einer Krise, doch dieses Wort will in Wolfsburg niemand hören oder aussprechen. Dennoch: Das Ziel, in diesem Jahr wie 2003 ein operatives Ergebnis vor Sondereinflüssen von 2,5 Milliarden Euro zu erreichen, ist nach Einschätzungen von Kennern und Insidern nicht mehr zu schaffen. Probleme gibt es vor allem auf den wichtigsten Märkten Deutschland, China und USA: Verluste fahre das US-Geschäft wegen der hohen Rabatte und des niedrigen Dollar-Kurses ein; die Gewinne in China schmelzen, weil VW dort wie Konkurrent General Motors die Preise senken musste. Und in Deutschland: Die Absatzzahlen liegen unter den Erwartungen, der Hoffnungsträger, der neue Golf, verkauft sich nicht so gut wie erhofft, kostspielige Rabattaktionen drücken zusätzlich auf die Gewinnmargen. Für Schlagzeilen und Furore an der Börse sorgten zudem Gerüchte über eine mögliche Gewinnwarnung.

VW-Sprecher Dirk Große-Leege dementierte, dass Krisenstimmung herrsche. "Von einer Krise kann nicht die Rede sein, davon hat Herr Hartz auch nicht gesprochen", sagte Große-Leege. Zu den Vermutungen über eine mögliche Gewinnwarnung wollte der Sprecher nicht Stellung nehmen. Zwar seien auch bei VW die Zulassungszahlen im ersten Halbjahr um 1,1 Prozent zurückgegangen, damit stehe der Konzern aber immer noch besser da als der Branchendurchschnitt. Der "Spiegel" berichtete dagegen, der VW-Absatz liege weit hinter den Erwartungen, das Werk Wolfsburg sei nur noch zu 70 Prozent ausgelastet. Eine derart geringe Auslastung reicht aber nicht, um die gut 176 000 Arbeitsplätze in Deutschland zu sichern. Von Produktionspausen ist nach Medienberichten die Rede. Volkswagen sei mit dem Absatz nicht zufrieden, wird seitens VW eingeräumt. Allerdings entwickle sich der Konzern besser als der Markt.

Im Markt wird es mittlerweile als "ganz klar" angesehen, dass es zu einer Gewinnwarnung kommen wird. Als deutlicher Hinweis dafür wird auch verstanden, dass der Vorstandsvorsitzende Bernd Pischetsrieder selbst im Anschluss an die Veröffentlichung der Zahlen vor Analysten Stellung beziehen und die Ergebnisse erläutern wird. Normalerweise obliegt das dem Finanzvorstand.

Bei Volkswagen selbst gibt man sich nach außen gelassen. Vor Veröffentlichung der Halbjahreszahlen am 23. Juli werde das Unternehmen zu Einzelheiten der Geschäftsentwicklung keine Stellung nehmen, betonte ein Sprecher in Wolfsburg.