A.T.U: Statt Börsengang nun der Verkauf   
01/07/2004 15:24

Gut einen Monat nach der Absage des Börsengangs der Autoservice-Kette Auto-Teile-Unger (A.T.U) hat die britische Investmentfirma Doughty Hanson den Verkauf ihrer A.T.U -Anteile an ihren amerikanischen Konkurrenten Kohlberg Kravis Roberts (KKR) vereinbart.
Die US-Investmentfirma Kohlberg Kravis Roberts (KKR) werde für die Anteile an A.T.U 1,75 Mrd. $ (1,45 Mrd. Euro) bezahlen, teilte die britische Investmentfirma Doughty Hanson am gestrigen Mittwoch in London mit. "KKR erkennt den Wert und das Zukunftspotenzial von A.T.U an und unterstützt die Fortsetzung der bisherigen Strategie mit dem bewährten Management-Team", hieß es in der Erklärung. Doughty Hanson hatte nach früheren Angaben 72 Prozent der Anteile des Unternehmens mit Sitz in Weiden in der Oberpfalz kontrolliert, das zuletzt einen Jahresumsatz von 1,1 Mrd. Euro erzielte.

A.T.U wollte ursprünglich im Juni an die Börse gehen. Der Börsengang sollte ein Volumen von mehr als einer Milliarde Euro haben, wobei ein Teil des Erlöses über eine Kapitalerhöhung A.T.U zufließen sollte. Es war erwartet worden, daß Doughty Hanson bei dem Börsengang den überwiegenden Teil oder alle Anteile abgibt. Kurz vor Beginn der Zeichnungsfrist hatte A.T.U die Emission vorläufig abgesagt und dies mit den schwierigen Marktbedingungen begründet. Die Emissionsbanken hatten A.T.U für den Börsengang nach Angaben aus Finanzkreisen mit im Schnitt 1,2 bis 1,3 Milliarden Euro bewertet.

A.T.U erzielt im operativen Geschäft hohe Erträge, ist aber durch Schulden in der Bilanz belastet, die im Rahmen des Einstiegs von Doughty Hanson vor rund zwei Jahren entstanden waren. Die Investmentfirma hatte die Anteile in einem so genannten Leveraged Buy-Out übernommen, bei dem die Übernahme im wesentlichen durch neue Schulden des übernommenen Unternehmens finanziert wird.

A.T.U entwickelte sich in den vergangenen 20 Jahren zu Deutschlands größter herstellerunabhängigen Werkstattkette. Das Unternehmen hat knapp 470 Filialen in der Bundesrepublik, in Österreich und Tschechien. In den nächsten Jahren sollen mehrere Hundert neue A.T.U -Werkstätten allein in Deutschland eröffnet werden. KKR ist bereits stark im deutschsprachigen Raum engagiert. Die Investorengruppe ist seit 2002 Mehrheitseigentümer der Demag Holding, in der sieben ehemals zu Siemens gehörende Unternehmen vornehmlich aus dem Maschinenbau zusammengefasst sind.

Mit dem Verkauf ist ein schneller Gang an die Börse erst einmal aufgeschoben. Der neue Besitzer der Werkstatt-Kette hat Erfahrungen mit Börsengängen. KKR hatte erst im Mai den Geldautomatenhersteller Wincor Nixdorf erfolgreich auf das Parkett gebracht. Der nächste Versuch eines Börsengangs von A.T.U steht in den nächsten fünf bis sieben Jahren an.