Autofrühling beendet   
11/06/2004 01:24

Dudenhöffer: Ohne Partikelfilter keine Belebung

Die hohen Benzinpreise sowie die Diskussion über eine Pkw-Maut und über eine höhere Mehrwertsteuer sind nach Ansicht des Branchenverbandes VDA daran Schuld, dass im Mai deutlich weniger Personenwagen verkauft wurden als im gleichen Monat des Vorjahres. Die Hoffnungen auf eine steigende Pkw-Nachfrage haben damit einen deutlichen Dämpfer erhalten.

Im Mai brach die Zahl der Neuzulassungen deutlich ein - deutlicher als erwartet. Insgesamt ist die Bilanz nach fünf Monaten im neuen Jahr ernüchternd. Binnen Jahresfrist sank die Zahl der Neuzulassungen nach Angaben des Flensburger Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) vom Mittwoch um 7,3 % auf 282 500 Personenwagen. Verglichen mit dem Vormonat sanken die Neuanmeldungen um 4,9 %. Damit hat sich die Aufwärtstendenz der beiden verkaufsstarken Frühjahrsmonate März und April nicht fortgesetzt. Nach fünf Monaten liegen die Neuzulassungen mit 1,344 Mill. Stück um damit um 2,5 % hinter denen des Vorjahreszeitraums zurück.

Am härtesten traf es nach Angaben des KBA Opel (- 7,9 %) und Audi (- 6,5 %), aber auch VW und Mercedes-Benz mussten erhebliche Einbußen hinnehmen. Porsche dagegen befindet sich laut KBA bei einem Zuwachs von 18,5 Prozent auf der Sonnenseite des Marktes und sei dort in "guter Gesellschaft" mit einer Reihe ausländischer Marken. Deren Anteil nimmt derzeit in der Summe zu. Seat verzeichnete mit + 27,3 Prozent das stärkste Mai-Ergebnis gegenüber April. Im Vergleich zum Vorjahr (Januar bis Mai) liegt Daewoo mit einer deutlichen Steigerung von 79,9 Prozent vorn.

Der Gebrauchtwagenmarkt lief im Vergleich zu den Neuzulassungen noch schlechter. Der Mai schloss bei den Pkw mit einem Rückgang von 7,7 Prozent zum Vorjahresmonat ab. Von Januar bis Mai gab es 2,2 Prozent weniger Halterwechsel als im Jahr zuvor.

Immer mehr Autobauer nehmen aufgrund der deprimierenden Zahlen still und heimlich ihre Absatzprognosen für das laufende Jahr zurück. Einzig der Frankfurter Branchenverband VDA hält noch eisern an seiner Einschätzung vom Jahresbeginn fest. Nach einem schwachen Start habe "die Branche wieder Tritt gefasst", hatten die Autolobbyisten noch Anfang des Jahres erklärt. Immer noch hält VDA-Präsident Bernd Gottschalk am Absatzziel von 3,35 Millionen Fahrzeugen für das Jahr 2004 fest.

B&D-Forecast allerdings reduziert seine Jahresprognose von 3,3 MillionenPkw-Zulassungen auf 3,24 Millionen. Nach Einschätzung des Automobilmarkt-Experten Professor Ferdinand Dudenhöffer (FH Gelsenkirchen) werden die hohen Benzin- und Dieselpreise den deutschen Automarkt im Jahr 2004 mindestens 60 000 Pkw-Verkäufe kosten. „Damit müsste die Hoffnung auf eine Belebung des deutschen Automarkts im Jahr 2004 ‚begraben’ werden“, schreibt Dudenhöffer in einer aktuellen Studie. Der deutsche Automarkt werde damit sein fünftes Jahr in der Stagnation erleben. Bleibe die Treibstoffpreiserhöhung langfristig bestehen, werde zwar ein Teil der verschobenen Käufe nachgeholt, allerdings reduziere sich der langfristige Trend der Autoverkäufe. Angesicht der hohen Treibstoffpreise würden die Deutschen gerne auf sparsamere Diesel-Modelle umsteigen. Böten die deutschen Autohersteller saubere Dieselmodelle mit Partikelfilter an und würde der Staat diese steuerlich fördern, könnte der Absatzrückgang ausgeglichen werden, so die Prognose Dudenhöffers: „Nach unseren Modellrechnungen würden bei zügiger Umsetzung der Partikelfilter-Förderung die 60 000 verlorenen PKW-Verkäufe des Jahres 2004 wieder aufgeholt werden. Es ist schade, dass die deutschen Automobilhersteller die Chance zur Konjunkturbelebung nicht nutzen. Der Partikelfilter ist ohnehin nicht aufzuhalten.“