Citibank: Christine Licci geht, Sue Harnett kommt   
26/05/2004 14:51

Christine Licci: Shootingstar der Bankszene, mit Auszeichnungen geehrt, vom „Wall Street Journal“ als wichtigste Geschäftsfrau Europas bezeichnet. Und nun verlässt sie die Citibank nach neun Jahren mit sofortiger Wirkung und macht Platz für ihre Nachfolgerin, die Amerikanerin Sue Harnett. Christine Licci verlasse das Unternehmen, um sich neuen Aufgaben zu widmen, teilte die zum weltgrößten Finanzdienstleister Citigroup gehörende Citibank mit. Branchenkenner vermuten, daß die Personality Show der stark marketinggetriebenen Licci bei der Konzernführung in New York nicht gut angekommen sei und ihr zum Verhängnis wurde.

Seit 2001 führte Christine Licci das Unternehmen als Deutschland-Chefin und übernahm damit einen Sanierungsfall, dem die IT-Kosten über den Kopf wuchsen. Licci brachte die Citibank wieder auf Kurs und hatte ehrgeizige Pläne für die Zukunft: Bis Ende 2006 sollte der Gewinn des Düsseldorfer Instituts trotz des schwierigen Branchenumfelds steigen und das auf das Konsumentenkreditgeschäft spezialisierte Geldhaus unter ihrer Leitung noch größer werden. "Bis 2006 wollen wir unseren Vorsteuergewinn auf 1,2 Milliarden Euro verdoppeln", sagte Christine Licci selbstbewusst auf der Bilanzpressekonferenz im vergangenen Jahr. Dieses Ziel musste sie jüngst relativieren. Und auch für das für das vergangene Geschäftsjahr musste sie erstmals einen deutlichen Gewinnrückgang an den Mutterkonzern Cititgroup berichten. Das Düsseldorfer Institut hatte 2003 wegen einer fast verdoppelten Risikovorsorge für faule Kredite einen um 14,5 Prozent gesunkenen Gewinn vor Steuern von 570 Millionen Euro erzielt. Das war der zweite Fehler von Licci, denn für eine stark ergebnisorientierte Bank wie die Citigroup ist eine solche Ergebnisschmälerung geradezu unverzeihlich.

Nun kommt also Sue Harnett als Nachfolgerin. Harnett, die neue Deutschland-Chefin, spricht kein Wort deutsch und soll Vorstandsvorsitzende der Citibank in Deutschland werden, sobald der Aufsichtsrat zustimmt und das bankaufsichtsrechtliche Anzeigeverfahren abgeschlossen ist. Harnett ist seit mehr als 20 Jahren für die Citigroup im Privatkundengeschäft tätig, unter anderem leitete sie diese Sparte in Kanada. Die Licci-Nachfolgerin berichtet an Jean-Paul Votron, den Chef der Privatkundensparte für Europa, den Mittleren Osten und Afrika, dessen enge Vertraute sie ist. "Deutschland ist für die Citigroup ein äußerst wichtiger Markt. Ich bin zuversichtlich, dass Sue Harnett das sehr starke Fundament von ihrer Vorgängerin Christine Licci weiter ausbauen und an die sehr guten Ergebnisse anknüpfen wird", sagte Votron.