Autokonjunktur auch für 2004 noch in Gefahr   
20/05/2004 00:14

Erstmals mehr gewerbliche als private Neuzulassungen

Hersteller und Kfz-Prognose-Experten sind sich einig: Auch in diesem Jahr wird noch nicht der ersehnte Durchbruch im schwachen Kfz-Absatzmarkt kommen. Dafür sorgen Treibstoffpreise in schwindelerregender Höhe und ständig neue Hiobsbotschaften für den Konsumenten in Form von politischen Debatten über Steuererhöhungen oder Maut-Gebühren. Und beides wird wohl noch eine ganze Weile anhalten. Experten sehen das zarte Pflänzchen Autokonjunktur in arger Gefahr, wenn Autofahrer ständig aufs Neue erschreckt und verunsichert werden.

Automobilhersteller haben jedenfalls ihre Erwartungen für das laufende Jahr bereits zurückgeschraubt. Vorstandschef Carl-Peter Forster sagte auf einem Kommunikationskongress in Hamburg: „Wir hatten eigentlich gehofft, dass 2004 ein Aufschwungjahr wird. Bisher ist von positiven Konsumentengefühlen überhaupt nichts zu spüren, Null, Zero.“ Auch die deutsche Ford-Tochter, die große Hoffnungen auf ihr für Herbst angekündigtes Focus-Modell setzt, erwartet keine schnelle Erholung der Pkw-Nachfrage. Der Vorstandschef der Kölner Ford-Werke AG, Bernhard Mattes, hofft zwar auf eine Erholung des Marktes hier zu Lande. „Allerdings wird die Nachfrage nach wie vor durch unsichere politische Rahmenbedingungen und Vorgaben beeinflusst“, sagte er. Nachdem Volkswagen im letzten Jahr den erhofften Aufschwung noch nicht erleben durfte, hält man sich in Wolfsburg auch trotz inzwischen wieder leicht anziehender Pkw-Käufe mit optimistischen Prognosen zurück. Zwar bringen die in diesem Jahr neu aufgelegten Volumen-Modelle Golf und Astra derzeit gute Verkaufszahlen, aber erst, nachdem den Kunden erhebliche Preisvorteile eingeräumt wurden: z.B. kostenlose Klimaanlage bei Golf oder Frühbucherrabatte beim Astra. Die Kunden sind einfach vorsichtig beim Geldausgeben, denn sie wissen schließlich nicht, was noch alles auf sie zukommt. Das hat auch dazu geführt, daß die Prognose-Institute Polk und B&D Forecast ihre Kfz-Absatzprognosen für dieses Jahr nach unten korrigieren mussten und nur noch von einem leichten Plus von etwa 2 Prozent (statt ursprünglichen ca. 4 Prozent) gegenüber dem Vorjahr ausgehen.

Die anhaltende Kaufzurückhaltung hat wohl auch dazu geführt, daß in den ersten drei Monaten 2004 in Deutschland erstmals mehr gewerbliche als private Pkw-Neuzulassungen vorgenommen wurden. Dies geht aus einer Analyse des Prognoseinstituts B&D Forecast hervor. Von den im ersten Quartal zugelassenen Neuwagen wurden demnach 388.183 Pkw – also 50,7 Prozent – auf Firmen registriert. Erstmalig rutschte damit der Anteil der Neuwagen-Zulassungen von Privatpersonen unter den Wert von 50 Prozent. Noch nie habe es in Deutschland einen so hohen Anteil an gewerblichen Zulassungen gegeben, so B&D. Allerdings weist das Institut B&D auch darauf hin, dass bei einer Neuzulassung auf einen "gewerblichen Nutzer" nicht zwangsläufig ein echter gewerblicher Autofahrer im Hintergrund steht. "Jede Händlerzulassung – und damit auch Vorführwagen-Zulassungen oder Tageszulassung – werde unter der Rubrik 'gewerbliche Zulassung' verbucht", so das Institut. Zudem zählten Vermieter-Zulassungen und Mitarbeiter-Leasing-Fahrzeuge der Autohersteller als "gewerbliche Zulassung" und damit als Firmen-Fahrzeug. Hier böten sich für Autohersteller Möglichkeiten, ihre Zulassungszahlen künstlich heraufzuschrauben und zu schönen.