Volkswagen legt beim Sparziel nach und verbindet es mit Stellenabbau   
10/03/2004 15:44

Die Krise beim Automobilhersteller Volkswagen zwingt den Konzern zum Handeln. Bis Ende kommenden Jahres soll die Belegschaft deutlich reduziert und die Kosten gesenkt werden.

Nachdem sich zu Beginn des Jahres noch keine Belebung auf dem Automobilmarkt zeit, zieht der Automobilkonzern Volkswagen zieht aufgrund der sich verschärfenden Krise die Notbremse und will nochmals zwei Milliarden Euro bis Ende 2005 einsparen. Wie das Unternehmen am Dienstag auf der Bilanzpressekonferenz in Wolfsburg mitteilte, soll die Belegschaft in den kommenden zwei Jahren massiv reduziert werden.

Das für die Einsparanstrengungen aufgelegte Maßnahmenprogramm "ForMotion" ziele in erster Linie auf Umsatz- und Ergebnissteigerung ab, teilte der Konzernchef Bernd Pischtesrieder mit. Minimalziel des Programms sei es in diesem Jahr einen ausgeglichenen Cash-Flow zu erreichen.
Mit der Ausweitung seines Sparziels verdoppele der Konzern seine Bemühungen bis Ende 2005 auf insgesamt vier Milliarden Euro, teilte der Wolfsburger Konzern am Dienstag bei der Bilanzpressekonferenz mit. Die Einsparungen, die sich auf alle Konzernbereiche erstrecken, sollen dazu beitragen, daß die Erträge des vergangenen Jahres wieder erreicht werden könnten. Insgesamt kündigte Pischetsrieder sieben Schritte des Projektes ForMotion an, die von je einem Vorstandsmitglied betreut werden sollen.

Der Konzern rechnet nicht mit einem schnellen Anspringen der Automobilkonjunktur. "Wir richten uns auf eine längere Talsohle ein," sagte Pischetsrieder. Eine genauere Prognose traue er sich nicht zu, nachdem die gleichen Argumente wie hohe Sparquote und hohes Fahrzeugdurchschnittsalter bereits seit den vergangenen zwei Jahren als Argumente für eine Wende in der Automobilnachfrage gedient hätten, aber nichts passiert sei.

Pischetsrieder machte deutlich, dass sich VW mit Hilfe des Sparprogramms von Konjunkturschwankungen unabhängiger machen will. Die gesamte Automobilbranche sei in der Vergangenheit zu optimistischen Prognosen gefolgt. „Wir müssen deshalb in Betracht ziehen, dass sich die Rahmenbedingungen auf absehbare Zeit nicht signifikant verbessern“, sagte der VW-Chef. Zugleich kündigte er an, dass im Rahmen der Einsparungen auch das Personal verringert werden soll. Bis Ende nächsten Jahres würden weltweit etwa 5 000 Stellen außerhalb der Automobilproduktion wegfallen, etwa die Hälfte davon in Deutschland. Das soll durch Vorruhestandsregelung und natürliche Fluktuation geschehen, sagte Konzernchef Bernd Pischetsrieder. Derzeit arbeiten weltweit rund 337.000 Beschäftigte für den Konzern.

Im vergangenen Geschäftsjahr sank das operative Ergebnis um knapp 63 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro, wie das Unternehmen weiter mitteilte. 2003 hatten Milliardenlasten auf das operative Ergebnis gedrückt. Dabei schlug die Restrukturierung des Brasilien-Geschäfts allein mit 133 Millionen Euro zu Buche. Außerdem musste Volkswagen im Luxussegment seine Entwicklungskosten neu bewerten und 578 Millionen Euro abschreiben. Zudem schmälerten negative Währungseffekte von über einer Milliarde Euro die VW-Bilanz. Beim Umsatz konnte VW hingegen leicht von 86,9 Milliarden auf 87,2 Milliarden Euro zulegen. Das Ergebnis vor Steuern fiel mit 1,53 Milliarden Euro um mehr als die Hälfte geringer aus als im Vorjahr.

Mit Hilfe des straffen Sparprogramms will VW trotz aller widriger Bedingungen das Ergebnis des vergangenen Jahres mindestens erreichen Das Übertreffen des Ergebnisses sei ein "durchaus anspruchsvolles Ziel.“, sagte Pischetsrieder." Das erste Quartal 2004 werde allerdings noch einmal miserabel ausfallen, sagte der VW-Chef. Was aber nicht heiße, dass Volkswagen für diesen Zeitraum einen Verlust ausweisen werde, sonder vielmehr, dass das positive Ergebnis miserabel ausfallen werde.

Der Konzern habe im Januar und Februar weltweit 689.000 Fahrzeuge an Kunden ausgeliefert, das seien sechs Prozent weniger als im Vorjahr, sagte Pischetsrieder weiter. Gleichzeitig bekräftigte er, dass VW im laufenden Jahr mit Hilfe der Modelloffensive wieder über fünf Millionen Fahrzeuge verkaufen wolle. "Unser Ziel ist es, durch die Fortführung unserer Modelloffensive die Auslieferungen im Jahr 2004 gegenüber dem vergangenen Jahr zu steigern."