Zum Genfer Autosalon schlechte Nachrichten vom Automobilmarkt   
09/03/2004 17:01

Auch in diesem Jahr werden Autoverkäufe nur über Rabatte laufen

Der Genfer Autosalon, der letzte Woche seine Pforten öffnete, kann die Autohersteller nicht mehr wie die Internationale Automobilausstellung IAA im letzten Jahr dazu verleiten, euphorische Absatzprognosen für das laufende Jahr abzugeben. Auch die IAA hatte trotz Besucheransturm und großem Interesse für die ausgestellten Modelle keinen durchgreifenden Kaufanreiz auslösen können.

Der Grund dürfte u.a. in den gerade bekannt gewordenen Februar-Zahlen liegen, denn der Aufschwung in der Automobilindustrie ist auch im gerade abgelaufenen Monat weiter ausgeblieben. Mit voraussichtlich 225.000 Wagen seien rund zwei Prozent weniger Autos neu zugelassen worden als im Vorjahresmonat, teilte der Verband der Automobilindustrie (VDA) am Donnerstag in Frankfurt mit. Einschließlich Februar wurden hierzulande bislang 433.200 Fahrzeuge neu angemeldet, was insgesamt einem Minus von sieben Prozent entspricht. Die Produktion sank gleichzeitig um drei Prozent auf 434 400 Einheiten. Im Vergleich zum Vorjahr lieferten die deutschen Autohersteller genauso viele Fahrzeuge ins Ausland wie im Vorjahr. Insgesamt seien es 308 900 Fahrzeuge gewesen.

Will man einen Silberstreif am Horizont der Neuzulassungen sehen, dann könnte man sagen, der Negativtrend schwäche sich etwas ab, denn im Januar waren noch 12,4 Prozent weniger Neuzulassungen als vor Jahresfrist gezählt worden. Und von Januar auf Februar habe sich nach Angaben des VDA saisonbereinigt ein Plus von zwei Prozent bei den Neuzulassungen ergeben.

Januar und Februar sind in der Autobranche generell die schwächsten Monate. Allerdings bessert sich VDA-Angaben zufolge wenigstens die Auftragslage. Im Inland gingen bereinigt vier Prozent mehr Aufträge ein als vor Jahresfrist. Das nährt die Hoffnung, daß sich diese Aufträge in der nächsten Zeit in Neuzulassungen niederschlagen werden. Bernd Gottschalk, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), weiß nur zu gut, wie es um die deutsche Autoindustrie bestellt ist. Anders als manche Branchenbeobachter gibt er sich moderat und erwartet für 2004 einen Absatzzuwachs in Deutschland von 3 Prozent. Gottschalk teilt nicht den sprühenden Optimismus von Analysten, die einen Anstieg bei den Neuzulassungen von 6 oder gar 8 Prozent erwarten. Deren Überschwenglichkeit resultiert vor allem aus dem Angebot der neuen Volumenmodelle: dem Golf V, dem im März auf den Markt kommenden Opel Astra sowie dem später folgenden Ford Focus, denn diese Modelle gehören sämtlich dem marktstärksten und daher auch hartumkämpften Segment der Kompaktklasse an.

Den Prognosen der Analysten liegen Daten über hohe Sparquoten und Kfz-Durchschnittsalter zugrunde. Doch das Feuerwerk neuer Modelle lockt auch im neuen Jahr die potenziellen Käufer kaum aus der Reserve. Sie halten sich wegen der Unsicherheit über die Zukunft und wegen der Hoffnung auf weitere Rabatte zurück. Die Rabattschlachten bestimmten bereits im letzten Jahr das Verkaufsszenario – und sie werden nach Ansicht von Experten wie z.B. Prof. Dudenhöffer in diesem Jahr ihre Fortsetzung finden.

Mit seinem Institut Car Automotive Research (CAR) an der FH Gelsenkirchen hat der Auto-Experte die aktuellen „Incentives im deutschen Automarkt“ untersucht. Nach seiner Ansicht wurden nie zuvor neue Modelle schon zu Beginn mit Preisgeschenken in den Markt gedrückt. Beispiele wie der Opel Astra, der schon Monate vor Markteinführung mit „Frühbucherrabatten“ beworben wurde, sind nur "die Spitze des Eisbergs", glaubt Professor Ferdinand Dudenhöffer.

Zu den untersuchen Incentives gehören Rabattaktionen, Preisnachlässe über Sondermodelle, Gratifikationen und Gratisgeschenke sowie Sonderfinanzierung und Leasingangebote, mit denen Hersteller und Importeure zurzeit die Kunden ins Autohaus locken.

"Ein margenverzehrender Incentive-Kampf beschreibt derzeit den deutschen Automarkt" stellt Dudenhöffer fest. Dabei bewegen sich die "Rabatte auf Rekordniveau". Bei einigen Herstellern beträgt der Durchschnitt nach Berechnungen des CAR-Instituts über die gesamte Modellpalette gegenüber den Listenpreisen deutlich mehr als zehn Prozent. Spitzenreiter ist dabei Renault, allein auf Grund seiner hohen Zahl von 25 Prozent Tageszulassungen, die dann durch direkte Händlerangebote mit bis zu 15 Prozent Abschlag verkauft werden.