Volkswagen muß nach Ergebniseinbruch sparen: 3 Milliarden Euro bis Ende 2005   
02/03/2004 17:08

Fünf Ersatzteilzentren sollen außerdem ab 2006 geschlossen werden

Die verschiedensten Nachrichten-Magazine und Zeitungen hatten am Wochenende darüber berichtet und sich immer wieder auf einen SPIEGEL-Artikel bezogen. Demzufolge hat VW-Chef Bernd Pischetsrieder nach einer Aufsichtsratssitzung am letzten Freitag verkündet, daß ein umfangreiches Maßnahmenpaket beschlossen wurde, mit dessen Hilfe der Umsatz gesteigert, Kosten gesenkt und Investitionen im Konzern reduziert werden sollen. Alle Aktivitäten müßten unter dem Aspekt der Wirtschaftlichkeit erneut auf den Prüfstand, hieß es. Ziel sei es, die Ertragskraft zu stärken. Das Sparpaket trägt den Namen „ForMotion“ und soll bereits in diesem Jahr seine Wirkungen zeigen. In Summe steigere das Programm kurz- und mittelfristig die Ertragskraft, teilte VW mit.

Einzelheiten zu dem sieben Punkte umfassenden Programm sollen auf der Bilanzpressekonferenz am 9. März vorgestellt werden. Soviel wurde bislang bekannt: Für jedes der sieben Sparprojekte soll jeweils ein Vorstandsmitglied verantwortlich sein. Nach dem SPIEGEL-Bericht soll bei dem Sparprogramm Audi-Chef Martin Winterkorn eines der wichtigsten Projekte übernehmen. Er solle dafür sorgen, daß alle Konzernmarken noch deutlich mehr gleiche Bauteile als bislang verwendeten und die Zahl der bisher eingesetzten unterschiedlichen Motoren, Getriebe und Achsen erheblich gesenkt werde.

Europas größter Autokonzern zieht damit Konsequenzen aus seinen Problemen: der schwachen Automobilnachfrage und dem Gewinneinbruch des vergangenen Jahres. VW hatte im vergangenen Jahr einen Einbruch beim operativen Gewinn um 63 Prozent auf 1,78 Milliarden Euro verbucht. Dies wurde mit den Folgen der Euro-Stärke, hohen Anlaufkosten für neue Modelle, Sanierungskosten für das Brasiliengeschäft sowie Sonderabschreibungen auf die Luxusmodelle Bentley und Phaeton begründet. Und: der Absatz des neuen Golfs verläuft bislang eher schleppend. Wie der «Spiegel» zudem berichtet, kann VW wegen der schwachen Konjunktur die bisherige Planung, den Absatz in diesem Jahr von 5 Millionen auf 5,5 Millionen Autos zu erhöhen, wahrscheinlich nicht mehr einhalten. Allerdings lassen neueste Berichte wieder auf eine Belebung hoffen, wie z.B. die Meldung des vwd, daß VW im Februar auf dem deutschen Automobilmarkt steigende Neuzulassungszahlen verzeichnete. "Im Februar lagen wir in Deutschland mit allen Konzernmarken über Vorjahresniveau", sagte ein Unternehmenssprecher am Freitag auf Anfrage von vwd. Und Pischetsrieder äußerte sich am Montag vor Beginn des Genfer Autosalons: „Der Golf ist kräftig durchgestartet. Wir sehen bei den Auslieferungszahlen einen positiven Trend.“

Für das laufende Jahr gab der Konzern jedoch bislang keine konkrete Ergebnis-Prognose ab. Bei der Bekanntgabe vorläufiger Zahlen teilte VW in der vergangenen Woche lediglich mit, man erwarte mittelfristig wieder positive Erträge. Einige Analysten hatten dies als Signal interpretiert, VW könne sein Ziel einer Ergebnisbesserung im laufenden Jahr möglicherweise nicht einhalten.

An der Börse reagierte die VW-Aktie daher kaum auf die Ankündigung des massiven Sparpakets, auch wenn Analysten die angekündigten Schritte begrüßten. „Aus unserer Sicht ist VW die schwächste deutsche Autoaktie. Der Cash-Flow des Unternehmens ist im Minus, die Dividende ist gekürzt worden und die Einführung des Golf läuft auch nicht so gut wie erhofft“, sagte Wolfgang Albrecht von der Landesbank Baden-Württemberg. „Das beschlossene Maßnahmenprogramm kann sicherlich nicht zu deutlichen Verbesserungen in diesen Bereichen führen. Man kann damit nur versuchen, die Belastungen abzufedern“, ergänzte er. Als positiv bewerteten die Analysten, daß VW keine Abstriche an der Modelloffensive plane.

VW schließt Ersatzteilzentren

Volkswagen will von 2006 an fünf seiner bundesweit zwölf Vertriebszentren für Ersatzteile schließen. Der Konzern führt damit die Logistik des Ersatzteil-Geschäfts zusammen.

Betroffen sein sollen die „Vertriebszentren für VW- und Audi- Originalteile“ in Wedemark bei Hannover, in Emsdetten, Unna und Ratingen (alle NRW) sowie in Würzburg. Bestehen bleiben sollen die Zentren in Norderstedt (Schleswig-Holstein), Berlin, Kassel, Köln, Dieburg (Hessen), Ludwigsburg (Baden-Württemberg) und München.

Von der Schließung der fünf Vertriebszentren sind insgesamt rund 1.000 Arbeitsplätze gefährdet. Den Betroffenen werde aber eine neue Stelle in den sieben anderen Zentren angeboten, die ausgebaut würden, so VW.