DaimlerChrysler: Wenig Grund zur Freude   
25/02/2004 17:35

Am letzten Donnerstag stellte sich Daimler-Chrysler auf seiner Bilanzpressekonferenz den Fragen zu den Problemen des Unternehmens. Für das Jahr 2004 strebe man einen operativen Gewinn aus dem laufenden Geschäft an, der leicht über den 2003 erzielten 5,1 Milliarden Euro liegen werde. Deutliche Ergebnisverbesserungen erwarte das Unternehmen erst für die Jahre 2005 und 2006, wenn sämtliche neue Fahrzeuge aus den aktuellen Produktoffensiven der Geschäftsfelder voll verfügbar seien, hieß es weiter.

DaimlerChrysler-Boss Jürgen Schrempp hat sein ehrgeiziges Ziel, die Nummer Eins der weltweiten Automobilindustrie zu werden, nicht aufgegeben. Man sei in "allen Geschäftsfeldern auf dem richtigen Weg", bekräftigte Schrempp am vergangenen Donnerstag auf der Bilanzpressekonferenz in Stuttgart seine Vision. Allerdings verliert diese Aussage an Glaubwürdigkeit, betrachtet man die Schlaglöcher, die der Konzern auf diesem Weg zu überwinden hat.

Just in die Pressekonferenz platzte aus Tokio die Nachricht, daß es Mitsubishi Motors deutlicher schlechter als geplant geht. Der Verlust dürfte zum Ende des Geschäftsjahres 2003/04 (31. März) mit 105 Milliarden Yen (774 Mio Euro) mehr als doppelt so hoch sein wie erwartet. Und Mitsubishi wird ein teures Projekt bleiben: Die Konzernspitze plant eine kräftige Kapitalspritze für den angeschlagenen Autobauer aus Japan, damit Mitsubishi mit neuen Modellen aus der Krise fahren kann.

Nächstes Schlagloch: das Maut-Desaster. Hier wurde Schrempp und seinem Finanzchef Manfred Gentz von den Journalisten heftiger zugesetzt. Eine Schadenersatzpflicht sehe er nicht und deshalb seien dafür auch keine Rückstellungen gebildet worden, antwortete Gentz auf Fragen zu möglichen finanziellen Auswirkungen der Toll Collect-Pleite für DaimlerChrysler. Zwar kostete die Beteiligung am Toll Collect- Konsortium (45 Prozent) den Autobauer für 2003/2004 insgesamt rund 250 Millionen. Allerdings würde eine endgültige Vertragskündigung "die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des Konzerns erheblich negativ beeinflussen", heißt es im Geschäftsbericht im Gegensatz zu den eher beruhigenden Äußerungen bei der Bilanzvorlage. Kein Wunder, dass Schrempp ("berechtigte Kritik, Fehler von allen Seiten") massiv für eine gütliche Einigung mit der Bundesregierung warb.

Zum dritten Schlagloch: es befindet sich im US-Provinzstädtchen Wilmington. Weiterhin bleibt fraglich, wie der Prozeß des US- Milliardärs Kirk Kerkorian gegen DaimlerChrysler wegen des Charakters der Fusion ausgehen wird. Im schlimmsten Fall könnte der Ausgang des Prozesses über eine Milliarde Dollar kosten.

Schlagloch vier: Chrysler hat den Angaben zufolge 2003 die Gewinnschwelle im operativen Geschäft knapp verpaßt. Bereinigt um Restrukturierungskosten habe der operative Verlust bei 40 Millionen Euro gelegen. Einschließlich der restlichen Kosten für das 2001 gestartete Sanierungsprogramm verbuchte die von einer Rabattschlacht auf dem amerikanischen Markt gebeutelte Chrysler 506 Millionen Euro Verlust nach einem Gewinn von 609 Millionen Euro im Jahr davor. Im vierten Quartal schrieb Chrysler wieder schwarze Zahlen. Dagegen nahmen sich die Prognosen von Chrysler-Chef Dieter Zetsche wie Verheißungen aus. Immerhin rechnet er in Detroit für 2004 angesichts der angelaufenen Modelloffensive mit einem positiven Ergebnis. Vielleicht ein Hindernis weniger auf Schrempps schwierigem Weg an die Spitze.

Daimler-Chrysler strebe 2004 einen operativen Gewinn aus dem laufenden Geschäft an, der leicht über den 2003 erzielten 5,1 Milliarden Euro liegen werde, teilte der Stuttgarter Konzern am Donnerstag bei der Bilanzpressekonferenz mit. Deutliche Ergebnisverbesserungen erwarte das Unternehmen erst für die Jahre 2005 und 2006, wenn sämtliche neue Fahrzeuge aus den aktuellen Produktoffensiven der Geschäftsfelder voll verfügbar seien, hieß es weiter.

Vor dem Hintergrund all dieser Nachrichten wird der einzige Lichtblick fast außer Acht gelassen: Mercedes-Benz
Größte Ergebnisstütze war im vergangenen Jahr erneut die Mercedes-Pkw-Sparte, die mit einem stabilen Betriebsergebnis von 3,13 (3,02) Milliarden Euro mehr als die Hälfte zum operativen Gewinn des Konzerns beitrug, der auf 5,69 (6,85) Milliarden Euro zurückging. Die Lkw- und Bus-Sparte von Daimler-Chrysler kehrte mit 855 (minus 343) Millionen Euro Gewinn in die Gewinnzone zurück.