ABN Amro will nun doch gerne in Deutschland zukaufen   
25/02/2004 17:25

Die holländische Großbank ABN Amro hat ihre Expansionspläne noch lange nicht abgeschlossen, sondern Deutschland und Italien fest im Visier. Auch nach der Übernahme der Privatbanken Delbrück und Bethmann Maffei ist die Bank auf der Suche nach Übernahmekandidaten im gehobenen Privatkundengeschäft (Private Banking). Allerdings: Als eine der ganz wenigen Banken ist die ABN Amro nicht nur auf den Ausbau des Privat Banking fokussiert, wie die meisten anderen expansionswilligen Banken, sondern will auch eine Geschäftsausweitung auf das Retail-Banking, das sog. Massengeschäft, vorantreiben.

Die Bank ist dafür gut gerüstet: im vergangenen Jahr fuhr sie einen Rekordgewinn von 3 Mrd. Euro als Ergebnis eines tief greifenden Konzernumbaus ein. Der schnelle Einstieg in den deutschen Markt wird dabei nicht gesehen, den der deutsche Markt sei wegen des Dreisäulenmodells schwer zu knacken. Zudem hat er im Zuge der Diskussion über Bankenfusionen den Eindruck gewonnen, dass Politik und Öffentlichkeit hier zu Lande eine Übernahme aus dem Ausland ablehnen, sagte Konzernchef Rijkman Groenink in einem Gespräch mit dem Handelsblatt. „Ich bin nicht sicher, ob eine Fusion zwischen ABN oder anderen ausländischen Banken mit einem deutschen Institut in Deutschland gut aufgenommen würde.“ Und eine feindliche Übernahme hält er für undenkbar.

Für den Fall, dass sich die Stimmung in Deutschland verändert, hat Groenink schon jetzt klare Vorstellungen darüber, was ihn interessiert, schreibt das Handelsblatt in seinen Online-Nachrichten vom 25.2.2004. „Wenn eine Sparkasse von der Größenordnung Düsseldorf oder Köln zum Verkauf stünde, kann ich mir vorstellen, daß ich mir das Verkaufsdossier sehr genau anschauen würde.“ Denn diese Institute bieten, was die Holländer im Ausland suchen: nicht die nationale Dominanz, sondern eine starke Marktstellung in einer konkreten Region. Eine Commerzbank käme dafür nicht in Frage. Damit klingt Groenink innerhalb einer guten Woche schon wieder ganz anders, denn erst am 16.02.2004 hatte das Handelsblatt in einem Interview von Groenink erfahren, daß er an weiteren Übernahmen in Deutschland eigentlich nicht interessiert sei (siehe MARBERIS-News: „ABN Amro auf Rekordfahrt“ vom 16.02.2004)

Die weiteren Pläne: im Private Banking will die Bank, die nach Meinung von Fachleuten zu den zehn größten Anbietern Europas zählt, unter die Top Fünf kommen. Dafür möchte die ABN Amro auch in Ländern wie Italien, Spanien und Belgien gerne stärker Fuß fassen.