ABN Amro auf Rekordfahrt   
16/02/2004 14:20

Größte niederländische Bank hat Reingewinn auf Rekordhöhe gesteigert.

Dank strenger Kostenkontrolle und einer Belebung der Aktienmärkte hat die größte niederländische Bank ABN Amro im vergangenen Jahr den Reingewinn um rund ein Drittel auf Rekordhöhe gesteigert und sich damit als Fusionspartner ins Gespräch gebracht. Zugleich kündigte der Finanzriese die Abschaffung eines Abwehrmechanismus gegen Übernahmen an, was ihn vor allem für den US-Markt attraktiver machen dürfte.

Für 2003 wies die Bank einen Anstieg des Reingewinns um 31 % auf den Rekordwert von 3,16 Mrd. € aus. Der Zuwachs lag damit sowohl über dem Firmenziel von 25 % als auch den von Analysten vorausgesagten 28 %. Branchenexperten verwiesen allerdings darauf, daß der Überschuß von bestimmten Sondereinflüssen profitiert habe. Für das laufende Jahr sagte der Konzern daher vermutlich einen schwächeren Anstieg des Ergebnisses voraus.

Die Niederländer hatten wie zahlreiche Konkurrenten mit einer milliardenschweren Umstrukturierung auf die Geschäftsflaute der Branche reagiert. Dabei wurden Konzernsparten geschlossen und weltweit rund 10 000 Arbeitsplätze abgebaut. Neben den Kostensenkungen trug auch die Erholung der Aktienmärkte, die dem Bereich Investmentbanking und Finanzmarkthandel zur Rückkehr in die Gewinnzone verhalf, zu der deutlichen Ergebnisverbesserung bei. Außerdem verringerte ABN Amro trotz des Engagements beim insolventen italienischen Lebensmittelriesen Parmalat im vergangenen Jahr die Rückstellungen für gefährdete Kredite.

Das Institut, das neben den Niederlanden die USA und Brasilien als seine Hauptmärkte bezeichnet, zeigte sich offen für ein Zusammengehen mit einem Konkurrenten. „Wenn es notwendig ist, den Wert für unsere Aktionäre zu erhöhen, dann kommt natürlich auch eine Fusion in Frage“, sagte Konzernchef Rijkman Groenink. Er verwies in diesem Zusammenhang auf die USA, wo das jüngst angekündigte 58 Mrd. Dollar schwere Fusionsvorhaben von J.P. Morgan Chase und Bank One den zunehmenden Konsolidierungsdruck unterstreicht.

ABN Amro ist Groenink zufolge selbst nicht in der Lage eine große Akquisition zu tätigen. Die Bank macht es künftig aber möglichen Interessenten leichter, ihrerseits aktiv zu werden. So kündigte sie die Abschaffung bestimmter Vorzugsaktien an, die als Abwehrmechanismus gegen unerwünschte Übernahmen dienen. Als Grund gab das Institut an, es wolle mit dem Schritt Forderungen des neuen niederländischen Kodex zur Unternehmensführung nachkommen. Zugleich macht sich ABN Amro damit aber auch attraktiver für den US-Markt, wo derartige Übernahmehindernisse als überholt angesehen werden.

Die Konsolidierung der Bankenbranche in Europa muss nach den Worten Groeninks zuerst innerhalb der einzelnen Länder vorangetrieben werden, bevor es zu grenzüberschreitenden Schulterschlüssen kommt. Den deutschen Markt bezeichnete er dabei als weit weniger attraktiv als den italienischen. Daher gibt ABN Amro bei seinen Expansionsplänen in Europa dem italienischen Markt deutlich den Vorzug gegenüber dem deutschen. In Deutschland wolle sich ABN Amro im Geschäftskundenbereich auf organisches Wachstum konzentrieren. Die Niederländer hatten vergangene Woche den Kauf der traditionsreichen Privatbank BethmannMaffei von der HVB abgeschlossen. 2002 hatte ABN Amro bereits die Kölner Privatbank Delbrück übernommen, mit der die Neuerwerbung nach früheren Angaben nun fusioniert werden soll.

In Italien besitzen die Niederländer Anteile an Capitalia und Antonveneta. Mit diesen Beteiligungen sei ABN Amro derzeit zufrieden, sagte Groenink. Er widersprach Spekulationen, sein Institut bereite eine Übernahmeofferte für Capitalia vor. ABN-Amro-Aktien tendierten an der Amsterdamer Börse 0,7 % schwächer mit 19,00 €.

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